Seit fast drei Jahren pauken die Schülerinnen und Schüler des WPU-9-Französisch schon Vokabeln und Grammatik und lernen interkulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich theoretisch kennen. Nun sollte das Gelernte endlich in die Praxis umgesetzt werden: Am frühen Morgen des 30. Mai 2016 machten sich 11 Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit mir, ihrer Französisch-Lehrerin Frau Siemer, und zwei weiteren Lerngruppen aus Bad Segeberg und Reinbek auf den Weg nach Paris.
Aber in diesem Jahr kam alles anderes: Schon auf der Hinfahrt steckte der Bus im Stau, zuerst zwei Stunden in Deutschland und dann nochmal zwei Stunden an der belgisch-französischen Grenze aufgrund der Passkontrollen. Mit großer Verspätung kamen wir in Paris an, verpassten das Abendessen im Hotel und mussten im strömenden Regen durch die Gassen Paris' schlendern, um noch ein kleines Dîner zu bekommen.
Auch am nächsten Tag, dem Dienstag, lief alles anders als geplant. Es regnete immer noch und der eigentlich geplante Aufstieg auf den Eiffelturm wäre wirklich kein guter Start in Paris gewesen. So ging es mit der Métro nach La Défense, eines der neuesten und modernsten Stadtviertel von Paris. Dort gab es neben dem Grande Arche, dem neuen Triumphbogen, noch eines von Paris' größten Shoppingcentern zu sehen. Gegen Mittag wurde der Regen etwas weniger, sodass wir die erste von Paris' bekanntesten Sehenswürdigkeiten erobern konnten: den Triumphbogen. Der Ausblick war wegen des wolkenverhangenen Himmels nicht hervorragend, aber für einen ersten Überblick über die Stadt reichte es durchaus. Im Anschluss schlenderten wir die Champs-Elysées hinunter, vorbei an Louis Vuitton, Cartier und vielen anderen Geschäften, von denen wir uns lieber nur das Schaufenster von außen anschauten. Angekommen am Place de la Concorde nutzten wir erneut die Métro, um in das berühmte Künstlerviertel Montmartre zu gelangen. Hier besichtigen wir die Mur des Je t’aime, die Sacré-Coeur und den Place du Tertre, der als Platz der Porträtmaler in Paris bekannt ist. Nach dem Abendessen in den wundervoll renovierten Kellergewölben unseres Jugendhotels ging es zu Fuß noch an der Seine entlang bis zur Notre-Dame, die am Abend zudem sehr schön beleuchtet war. So ging dann, leider wieder im Nieselregen, unser erster Tag zu Ende.
Am zweiten Tag waren alle begeistert, dass es beim ersten Blick aus dem Fenster mal nicht regnete. Wir fuhren mit dem Bus nach Versailles und besichtigten dort die Parkanlagen des Schlosses, sowie die ehemalige Residenz von Ludwig XIV. Wir schlenderten nicht nur durch den geschichtsträchtigen Spiegelsaal, sondern auch durch die privaten Gemächer von Ludwig XIV, welche bis heute noch sehr beeindruckend sind. Da der Wettergott es am Mittwoch sehr gut mit uns meinte, war es auch am Nachmittag trocken. Zurück in Paris stand nun das Highlight vieler Schülerinnen und Schüler auf dem Plan: der Aufstieg auf den Eiffelturm. Als sportliche Gruppe nahmen wir natürlich nicht den Aufzug, sondern stiegen die 345 Stufen bis zur ersten Etage hinauf. Einigen war das aber auch noch nicht genug und sie stiegen weitere 350 Stufen bis zur zweiten Etage, um nochmals einen schöneren Ausblick auf Paris zu haben. Nach dieser sportlichen Leistung hatten wir uns ein Dîner verdient, das Bett jedoch noch nicht. Am Abend ging es erneut zum Eiffelturm, um das eigentliche Highlight live mitzuerleben. Um 22 Uhr fing der Eiffelturm für 5 Minuten an zu blinken und zu glitzern und fast jede Schülerin und und jeder Schüler gab ein: "Woooww, wie schön!" von sich.
Am Donnerstagmorgen verfrachteten wir nach dem Frühstück schon wieder unsere Koffer in den Gepäckraum des Hotels und machten uns auf einen langen Marsch auf. Aufgrund eines Streiks des Verkehrsbundes in Paris konnten wir die Métro am heutigen Tage nicht nutzen, also ging es zu Fuß zum Centre Pompidou, von dort durch kleine Gassen zu den Galeries Lafayette, anschließend vorbei an der Madleine zum Palais d’Elysées (dem Sitz des französischen Präsidenten) und zum Schluss erneut über die Champs-Elysées zum Louvre. Dort angekommen schauten wir Lehrkräfte schon in leicht schmerzverzehrte Gesichter. Die Füße der Schülerinnen und Schüler brauchten dringend eine Pause. So hieß der Arbeitsauftrag im Louvre nur: "Finde die Mona Lisa und setze dich anschließend auf irgendeine Bank und lege die Füße hoch". Gesagt, getan. Und so bekam nur das wohl bekannteste Gemälde des Louvre kurz die Aufmerksamkeit unserer Schülerinnen und Schüler.
Nach der kurzen Pause im Louvre standen die letzten 2 km Fußmarsch zum Hotel und dann "nur noch" die 13-stündige Rückfahrt nach Bad Segeberg an. Aber selbst hier kam alles anders als gedacht: Der Bus sollte uns um 18:30 Uhr am Hotel abholen. Um 19 Uhr erhielten wir allerdings einen Anruf des Busfahrers, dass er aufgrund des Hochwassers (die Seine war wegen unwetterartiger Regenfälle im Landesinneren über die Ufer getreten) einige Straßen nicht passieren und somit das Hotel nicht erreichen konnte. Somit saßen wir noch bis 22:30 Uhr auf unseren gepackten Koffern im Hotel fest, bis endlich der erlösende Anruf kam, dass der Bus zum Einsteigen bereit wäre. Nachdem alle erleichtert auf ihren Plätzen saßen, gingen die Augen recht schnell zu und alle genossen es, nicht selbst laufen zu müssen, auch wenn schlafen im Bus nicht die bequemste Alternative war. Um 12 Uhr erreichten wir dann Bad Segeberg.
Trotz all dieser Umstände möchte ich an dieser Stelle ein großes Lob an die Schülerinnen und Schüler aussprechen: Ihr ward wirklich toll und habt Euch nur über schmerzende Füße beklagt! Das war endlich mal etwas, was die vorherigen Jahre auch schon so war ;-)
Der wolkenverhangene Ausblick vom Triumphbogen über Paris
Trotz schmerzender Füße ist ein kleines Lächeln zu sehen vor der Eingangspyramide des Louvre
C. Siemer (Französisch-Fachlehrkraft)